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Iggy Pop - Préliminaires (2009)

in CD Reviews 01.03.2010 17:20
von EarAche • The Undertaker | 2.180 Beiträge

Iggy Pop - Préliminaires (2009)

Schicken wir zu Beginn nochmal ein paar Facts zum Künstler (in Anlehnung an Wikipedia, stark gekürzt) voraus, denn man möchte dieser Vita im eigenen Hinterkopf so ganz und gar nicht mehr trauen, wenn man sein neuestes Ouevre hört:

"Iggy Pop (geb. übrigens 21.04.1947, in diesem Jahr also bald 63 Jahre jung) ist amerikanischer Sänger, Gitarrist, Komponist, Schlagzeuger und Schauspieler. Der als „Godfather of Punk“ oder „Rock Iguana“ bezeichnete Musiker wird als Wegbereiter und Begleiter des Punkrock und verwandter Stile angesehen. Pop erlangte unter anderem aufgrund seiner dynamischen bis exzessiven Bühnenpräsenz einen Ruf als recht exaltierter Künstler.

Pop begann seine musikalische Laufbahn 1962 als Schlagzeuger bei den Iguanas; daraus leitet sich auch sein Spitzname „Iggy“ ab. 1967 gründete er - beeinflusst von Ravi Shankar und den Mothers of Invention The Psychedelic Stooges. Iggy Pop trat als Sänger zumeist mit nacktem Oberkörper auf und spielte eine elektrisch verstärkte Ukulele. Der Gruppenname wurde in Anlehnung an die damals populäre US-amerikanische Fernsehserie The Three Stooges gewählt. Ab 1968 nannte man sich nur noch The Stooges, die bis 1973 drei Alben aufnahmen, die heute populär sind, damals aber eher untergingen. Von Alkohol und Drogen abhängig, ging Pop 1975 mit David Bowie nach Berlin und startete auf dessen Vermittlung seine Solo-Karriere. 2002 kam es noch einmal zu einer Reunion von Iggy Pop & the Stooges..."

So weit, so gut, wir schreiben Februar 2010: Bemustert von Don Schacüse, dem unauffälligsten Redaktionsleiter seit Woodstock, wurde mir kommentarlos das 2009er-Werk Préliminaires von Iggy Pop auf den Schreibtisch gezaubert:

Nachdem ich bass erstaunt als Opener schon ein französisches Chanson (Les Feuilles Mortes) mit nicht für möglich gehaltenem Timbre in der Stimme gehört habe, werde ich schlagartig gewahr, dass schon der richtige Künstler auf dem Cover steht: "Hating, waiting - well an asshole is what you are, but that’s allright…" - I Want To Go To The Beach ist der zweite Song des Albums und ich warte gedanklich schon drauf, bis dieser ob des angenehm-einschmeichelnden Soundgewandes vielleicht in der VIP-Lounge eines Abgeordnetenrestaurants aus den dezenten Deckenboxen auf die Clubledersessel herabperlt, nachdem in derlei Lokalitäten außer Neu-EU-Kommissar Günndör Öddingör sowieso keiner richtig Englisch spricht – und der DJ die Sade-CD aus den 80ern gerade nicht finden konnte.

Wie bitte, Sade als Querverweis in einer Iggy-Pop-Abhandlung? Jawohl, Herr Pop hat auf seinem letzten Album nämlich keinen wüsten Punkrock mehr initiiert, sondern beginnt wie erwähnt im Chanson-Stile, um nachfolgend Easy Listening-mässig den gerade zitierten Tag am Strand zu besingen, während bei King Of The Dogs dann Tom Waits zu Swordfishtrombones-Zeiten grüssen lässt.

Tja, und so geht es munter weiter auf diesem Album, ganz ohne Punk, mit Bluegrass hier und Country-Zitaten da, Je sais que tu sais ist wieder ganz franz. Chanson, How Insensitive dagegen rein stilistisch gesehen abermals easy soul listening, ähnlich wie Spanish Coast, textlich allerdings eher keine Fremdenverkehrswerbung mit der einladenden Message „Die like a clown with no friend around

Iggy wäre nicht mehr er selbst, wenn sich nicht auch ein paar – allerdings wenige - rockende Töne aufs Album verirrt hätten – und wenn seine Texte nicht selbst im sanftesten Song vom Haß auf den Großteil der Gesellschaft geprägt wären. Zitat aus It’s Party Time :

It’s party time I smell slime, you stupid people make me evil, dicks and asses, cocktail glasses - ja, ja, das passt dann doch zur Vita unseres Helden. Wir wissen nicht, ob Bischöfin K. bei ihrer Promillefahrt kürzlich (vergessen Sie diese aktuelle Anspielung, wenn Sie den Review erst in ein paar Jahren lesen sollten) diesen Song gerade im Autoradio gehört haben mag und daraufhin diesen einen Schluck zuviel trank, der sie die rote Ampel übersehen ließ, aber vielleicht dachte sie sich ja auch, "man muss mal gegen sein Image leben", so wie Iggy über weite Strecken auf seinem aktuellen Album. Die einzigen 2Min:49 in denen der alte Iggy den Pop wirklich außen vor lässt, ist der Rocker Nice To Be Dead.

Falls Sie Hundeliebhaber sind und dazu noch das Liedgut von Telly Savalas (Stichwort Coffee Black, Cigarette) immer schon gemocht haben, dann sei Ihnen abschliessend noch „A Machine For Loving“ ans Herz gelegt: „However ugly, perverse, deformed or stupid the human being might be – the dog loves him…

Fazit: Iggy kann seit 2009 auch ohne Schrammelakkorde und mit sanfter Stimme sein Geschimpfe rüberbringen - sollte da etwa langsam die Alterweisheit an die Türe klopfen? Die Stiftung Ohrenschmerz ist jedenfalls sehr positiv überrascht!


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zuletzt bearbeitet 04.03.2010 13:41 | nach oben springen

#2

RE: Iggy Pop - Préliminaires (2009)

in CD Reviews 02.03.2010 13:04
von DonJackus • Der Hochwohlgeborene Edle | 2.588 Beiträge

Danke für diese wunderbare Rezi!

Da kann man auch wiedermal sehen, daß eine gute Vorbereitung die halbe Miete für eine gute Sendung ist.


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