#1

Neues Verpackungsrecht = Preiserhöhnung

in Talk Hard Thread 20.11.2009 11:05
von DonJackus • Der Hochwohlgeborene Edle | 2.588 Beiträge

ACHTUNG LIEBE KONSUMENTEN - ab sofort werdet Ihr wieder in großem Stile von der Lebensmittelindustrie beschissen:

Immer weniger Ware
Peter Mühlbauer 16.11.2009

Die von der EU verordnete Änderung des Verpackungsrechts wird
breitflächig für versteckte Preiserhöhungen genutzt

Seit dem 11. April (1) dürfen Hersteller aufgrund einer EU-Vorgabe
fast alle Verpackungen mit weniger Ware befüllen. Ausnahmen gelten
lediglich noch für Wein, Sekt und Likör. Das führte dazu, dass
heimliche Preiserhöhungen immer häufiger über eine geringere Befüllung
durchgesetzt wurden. Nicht selten sogar im zweistelligen Prozentbereich.

In einer Sammlung (2) der Verbraucherzentrale Hamburg (3) findet sich
unter anderem der Hersteller Bertolli (4), der seine Nudelsoßen-Gläser
zwar ein wenig verkleinerte - aber so, dass die Verringerung von 500
auf 400 Gramm nur beim direkten Vergleich mit der alten Variante
auffällt. Gleiches gilt für die Herbal-Essences (5)-Shampoos von
Procter & Gamble (250 auf 200 Milliliter), Babylove-Pflegetücher (6)
(100 auf 90 Stück), Nivea-Creme-Seife (7) (150 auf 125 Gramm),
CD-Seife (8) (150 auf 125 Gramm), Fa-Seife (125 auf 100 Gramm),
Palmolive-Seife (9) (125 auf 100 Gramm), Krunchy-Müsli (10) von
Barnhouse (750 auf 700 Gramm), Werther's-Sahne-Toffees (11) von Storck
(255 auf 225 Gramm), Milch-Kuh (12)-Bonbons von Trolli (250 auf 225
Gramm) oder Hühnersuppe mit Tierfiguren (13) von Maggi (4 auf 3
Teller).

Häufig wird eine Packung der Höhe nach belassen und nur in der Breite
oder Tiefe verkleinert, was dem Verbraucher die Illusion gibt, es hätte
sich nichts verändert. So enthält etwa ein gleich hoher Becher
Aachener Pflümli (14) von Zentis nur mehr 200 statt 225 Gramm, eine
Flasche Biotherm-Lotion (15) von Loreal 200 statt 250 Milliliter, eine
Packung Pringles Sour Cream & Onion (16) Chips 170 statt 200 Gramm,
Milupa Milchbrei (17) 250 statt 300 Gramm, Humana-Trockenmilch (18)
600 statt 650 Gramm, ein "Vorteilspack" Alldays (19) 56 statt 60
Slipeinlagen (beziehungsweise 50 statt 54 (20)) und eine Packung Fix
Nudel Schinken Gratin (21) von Lidl 30 statt 50 Gramm.

Andere Hersteller verschleiern ihre versteckten Preiserhöhungen noch
offensiver: Bärenmarke machte die Flasche für sein
Joghurt-Waldfrucht-Getränk (22) zwar schmaler, aber gleichzeitig höher
(so dass sie eher größer als kleiner wirkt) und verringerte den Inhalt
von 475 auf 400 Milliliter. Etwas ganz Ähnliches gelang Schwartau mit
seinen Zuckerstreuseln (23) (von denen die höhere Verpackung nun 130
statt 175 Gramm enthält) und seinen Schokoblättchen (24) (115 statt
120 Gramm).

Bei den Babydream-Einmalwaschlappen (25) von Rossmann beließ man zwar
die Stückzahl gleich, verkleinerte aber das Format von 21 mal 25
Zentimeter auf 20 mal 24. Damit dem Kunden das nicht so leicht
auffällt, drehte man die Zahlen einfach um, weshalb es nun "24 mal 20"
heißt. Milford verringerte in seinem "Früchtetraum" nicht die Zahl der
40 Teebeutel, sondern deren Inhalt - von jeweils 3 auf 2,25 Gramm. Und
Frico (26) machte aus seinem "Family Pack" Gouda ein "Sparpack", für
das man - ganz anders als dessen Name suggeriert - nun für den gleichen
Preis 375 statt 400 Gramm Käse bekommt.

Tricks beim Begründen von versteckten Preiserhöhungen

Auch Barilla ließ seine Wasa-Roggenknäckebrotpackung zwar gleich hoch,
machte sie aber etwas weniger breit - und verringerte den Inhalt von
275 auf 205 Gramm. Diese versteckte Preiserhöhung wollte man durch
einen "Anstieg der Energiepreise und Rohstoffbeschaffungskosten"
erklären. Allerdings fielen die Brotroggenpreise dem statistischen
Bundesamt zufolge in den Monaten vor der Erhöhung ebenso wie die
Energiepreise - und zwar deutlich.

Schwer widerlegbar, aber nicht unbedingt glaubwürdiger war die
Erklärung des Mars-Konzerns, der in seine Schokoriegel der Marken
Milky Way (27), Snickers (28) und Balisto (29) heute teilweise
deutlich weniger Inhalt in die Verpackung steckt als früher. Der
Süßwarenoligopolist versuchte die versteckten Preiserhöhungen gegenüber
dem Norddeutschen Rundfunk (30) damit zu rechtfertigen, dass ihm eine
"ausgewogene Ernährung" am Herzen liege.

Besonders geschickt ging die Firma Schwartau vor, die den Müsliriegel
Corny (31) herstellt. Sie füllte nicht nur mehr sechs statt zehn davon
in eine Packung, sondern verringerte gleichzeitig auch noch deren Größe
und den Preis. Erst wenn der Kunde alles durchrechnet, kommt er zu dem
Ergebnis, dass die vermeintliche Preissenkung eine Preiserhöhung ist.
Schwartau versucht das damit zu entschuldigen, dass der Verbraucher
Marktforschungsergebnissen zufolge kleinere Portionen gewünscht habe,
was unter anderem daran liegen würde, dass die Zahl der
Single-Haushalte zunehme. Eine Begründung, die einleuchtender wirken
würde, wenn es sich nicht um ein Produkt handelte, das wenig Platz
einnimmt und erst nach sehr langer Zeit verdirbt. Gegenüber der
Verbraucherzentrale hatte man als Argument vorgebracht, dass man bei
den neuen Rezepturen auf "den Einsatz von Konservierungsstoffen,
künstlichen Aromen, Farbstoffe[n] und gehärteten Fetten" verzichte.
Pech für den Hersteller, dass die Hamburger die Zutatenliste
überprüften und ihnen auffiel, dass "die genannten Stoffe auch im
Vorprodukt nicht enthalten" waren.

Ebenfalls nicht um eine Erklärung verlegen ist man beim
Lebensmittelkonzern Kraft, der seine Frischkäsemarke Philadelphia (32)
in einer größer aussehenden Verpackung neu zu 175- statt zu
200-Gramm-Portionen verkauft. Der Käse sei, so Kraft, trotz des
gleichen Namens eigentlich ein neues Produkt, weil man angeblich die
"Streichfähigkeit" verbessert habe. Wohlgemerkt: Es handelt sich bei
"Philadelphia" nicht um Butter, sondern um Frischkäse, an dem
wahrscheinlich noch kein Brot zerbröselte.

Der Satz "alles außer Tiernahrung" gilt zwar in manchen Verkaufsstellen
für Rabatte, aber nicht für Preiserhöhungen: Der Hersteller Frolic etwa
steckt statt sechs nur mehr vier Stangen Rodeo (33) in die scheinbar
gleich teure Packung. Und beim Produkt Frolic unterwegs mit Rind (34)
verringerte man den Inhalt von 200 auf 180 Gramm. Die dadurch
versteckten Preiserhöhungen rechtfertigt (35) Frolic damit, dass eine
"Mehrheit" der Verbraucher eine Mengenreduzierung angeblich einer
Preiserhöhung vorzieht.

Ebenfalls mit Verbrauchervorlieben argumentiert Iglo: Deren
Schlemmer-Filet à la Bordelaise (36) enthält zwar abzüglich Pappe,
Plastik und Aluminium weiterhin 380 Gramm Verzehrbares - dessen
Fischanteil wurde jedoch von 70 auf 52 Prozent verringert. Zwar sei
Rohstoff Fisch, so die Firma, teurer geworden, doch hätten
"repräsentative Tests" ergeben, dass die Verbraucher das Produkt mit
weniger Fett, weniger Salz und "knuspriger" bevorzugen würden. Welch
ein glücklicher Zufall.

LINKS

(1) http://www.heise.de/tp/blogs/8/136081
(2)
http://www.vzhh.de/~upload/vz/VZTexte/Te...teverstecktePre
iserhoehungen.pdf
(3) http://www.vzhh.de/
(4)
http://www.vzhh.de/~upload/vz/VZTexte/Te...elpackung/Berto
lli.pdf
(5)


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#2

RE: Neues Verpackungsrecht = Preiserhöhnung

in Talk Hard Thread 23.11.2009 18:19
von EarAche • The Undertaker | 2.180 Beiträge

Man fragt sich, welche Kommunikationsartisten bei diesen findigen Begründungen eigentlich von unseren geliebten Lebensmittelkonzernen beschäftigt werden. Eindeutig ein Fall für die Club Soundgarden Radioshow, Abteilung Verbraucherschutz!


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