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Geht's noch dämlicher? - KFZ-Versicherung mit Überwachungsklausel

in Verbrauchertipps 19.11.2013 18:21
von ginosaji • Novize | 76 Beiträge

Kein Scherz:
Sparkasse führt KFZ-Versicherung mit Telematik-Überwachung des Fahrstils ein!


Dem Irrwitz eine Chance: Mit der Aussicht auf eventuelle 5% Rabatt auf die nächste Jahresabrechnung der KFZ-Versicherung müssen sich die Kunden des Tarifes S-Drive der Sparkassen DirektVersicherung eine Telematik-Box ins Auto holen, die ihr komplettes Fahrverhalten überwacht und auswertet. Und natürlich dürfen sie die monatliche Miete für das Gerät selbst bezahlen - die im Regelfall aufs gesamte Jahr gerechnet dann etwas über den eventuellen 5% Ersparnis beim Beitrag liegen wird... vor allem aber wird kaum jemand diese Prozente je erhalten, denn:

Wer nachts fährt, erhält Minuspunkte - für jeden Kilometer. Wer zu auch nur 10 km/h zu schnell fährt, erhält Minuspunkte. Wer in der Stadt fährt, erhält Minuspunkte. Wer stark beschleunigt oder bremst, egal warum, erhält Minuspunkte...

Also: Wenn Sie geistig stark derangiert sein sollten, dann ist dieser Tarif eventuell was für Sie: http://www.sparkassen-direkt.de/telematik

Sie fragen: Wieso? Is doch ne gute Sache - und ich fahre ja eh kaum nachts oder in geschlossenen Ortschaften! Selbst wenn dies auf Sie ernsthaft zutreffen sollte, fragen Sie lieber mal: Wem nutzt das Ganze?

Und die Anwort ist vergleichsweise einfach: Ihrer freundlichen Versicherung. Denn es geht hier ja wohl in erster Linie um die Auswertung wirtschaftlicher Risiken. Der Fahrer soll das statistische Unfallrisiko (das nachts und in Ortschaften nun mal höher ist) und damit den möglichen Gewinnausfall des Unternehmens berechenbar machen. Mit sehr geringer Chance, den versprochenen Rabatt je zu erhalten, weil die Katze, für die er gebremst hat, halt leider vom System nicht erfasst wird. Und der Gegenverkehr, dessentwegen er beim Überholen beschleunigt hat, auch nicht. Belohnt wird hier nur der, der ständig bei Tageslicht auf dem flachen Land mit stets gleich bleibender Geschwindigkeit dahintuckert, nicht überholt und nicht wegen einer Ampel allzu oft bremsen muss, die womöglich knapp vor ihm auf gelb umspringt.

Nur mal so als Denkanstoß: Von wie vielen KFZ-Versicherern haben Sie eigentlich in den letzten Jahren gehört, die pleite gegangen wären, weil sie zu viele Schäden regulieren mussten? Eventuell von keinem? Ach echt?

Sobald mehrere Versicherer solche Datenmodelle von ihren Kunden fordern werden, weil es halt technisch möglich und gesetzlich nicht verboten sein sollte, werden diese Tarifmodelle zum Standard werden, ohne den es keine Versicherung mehr geben wird. Das soziale Modell alter Prägung, welches Schäden im Rahmen alltäglichen Verhaltens als allgemeines Lebensrisiko ansah, welches von der Gemeinschaft der Versicherten finanziert wurde, damit es für alle bezahlbar war, wäre wohl bald Vergangeheit. Jeder zahlt dann, was er statistisch verursachen könnte. Schlecht für Nachtarbeiter oder Großstadtbewohner - die werden ordentlich zur Kasse gebeten werden, und das ohne Notwendigkeit, weil das System meinen Recherchen nach vorher eigentlich auch funktioniert hat. Ich glaube, ich muss mir dringend Aktien von ein paar Versicherungskonzernen kaufen, denn die werden bald noch ein paar Milliarden mehr Gewinne pro Jahr machen!

zuletzt bearbeitet 19.11.2013 18:37 | nach oben springen



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