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Ode an das Trial !!!
in Autos & Bikes 19.02.2016 13:19von DonJackus • Der Hochwohlgeborene Edle | 2.589 Beiträge
Das Motorrad der Zukunft
"Ich find' das so toll, ich versteh' gar nicht, wieso nicht jeder Trial-Motorrad fährt", sagte der Mann. Seine Bemerkung fiel auf den fruchtbaren Boden eines ohnehin befangenen Publikums, denn wir hatten uns alle auf dieser Finca in den Pyrenäen eingefunden, um eben das zu tun: Trial fahren. Die Einen waren jung, Jugend- bis Europameister und auf sportliches Training aus. Die Anderen waren wir: alt und zum gemütlichen Endurowandern auf den gutmütigen Viertaktern von Honda-Montesa gekommen. Ich bin noch nie vorher ein Trial-Motorrad gefahren, aber jetzt bin ich derselben Ansicht wie der einleitende Mann: Jeder Motorradfahrer sollte das mindestens einmal tun.
Der Veranstalter Elmar Heuer ließ in unserer Altherren-Wandergruppe solche Anfänger zu, wenn sie einige Geländeerfahrung mitbrachten. Das hieß für mehrere von uns: Enduro fahren. Erstaunlicherweise hat Endurofahren, wie es der Amateur praktiziert, recht wenig mit Trial fahren zu tun. Der Amateur fährt Enduro üblicherweise in dem, was Experten den Jesus-Stil nennen: erst Gewalt, dann beten. Ein Hindernis wird mit Schwung genommen. Wenn der nicht reicht, muss die Fräse namens Hinterrad ran. Wo Amateure eine schwierige Stelle mit der Enduro fahren, wächst so schnell kein Gras mehr. Es wächst dort überhaupt nichts mehr, das nicht in Luft wurzeln kann. Jedes Substrat hat der Endurist den Hang hinabgeworfen, und jeden ausgegrabenen Stein hinterher.
Am eindrücklichsten zeigte das ein Waldstück, in dem wir eine kleine Sektion zum Training zwischendurch fuhren. In einem Steilhang fanden wir eine über einen Meter tiefe Schneise, die aussah, als hätte sie ein Miniatur-Radbagger dort hineingegraben. Trainer Hans Gröb: "Endurofahrer. Mit den Trialern sind wir hier schon tausend Mal hochgefahren, ohne die Kante zu zerstören." Seit vor Kurzem Jordi Pasquet, der Betreiber der Offroad-Finca, auch Enduro-Urlaube anbietet, gibt es solche Spuren auf dem Gelände. Als wir morgens Jordi auf seiner GasGas-Enduro antreffen, wird uns mit der neuen Eichung auf leichte Trialer klar, wie groß, schwer und brutal so eine Hardenduro eigentlich ist.
Technik statt Gewalt
Statt eines fräsenden Reifens mit weit auseinander gesetzten Profilstollen wie eine Enduro hat ein Trialer einen weichen Reifen mit wenig Luftdruck und eng aneinander liegenden Noppen. Das bazt bei Lehm schnell zu, wenn man zu wenig Gas gibt, das schmiegt sich jedoch vor allem wie die Fingerbeeren einer ganzen Horde Affen an den Untergrund, was bei richtiger Technik zu beeindruckendem Grip führt und bei Endurofahrer-Technik zu viel Verzweiflung.
Denn Gas aufreißen beim Steckenbleiben bringt gar nichts. Stattdessen muss der Fahrer beherzt Gewicht aufs Hinterrad bringen und die dabei fest zugreifenden Affenfinger sofort anfahrend ausnutzen. Anfangs schwer zu glauben, aber das funktioniert fast jedes Mal. Und wo die Affenfinger überall noch greifen, fasziniert mich immer noch ungemein. Wir sind Steigungen hochgefahren, die die meisten von uns zu Fuß nicht gegangen wären, und wir haben dabei weniger Spuren hinterlassen, als hätten wir es zu Fuß getan.
Dazu kommt, dass die Jesus School of Endurofahring ihre Gefahren in Trial-Gelände hat. Denn betend und mit Schwung eine Kante hochzufahren heißt, oben meistens mit signifikanten Resten ebendiesen Schwungs anzukommen. Wenn auf der anderen Seite der Abhang lauert, der Weg aber auf dem Felsen orthogonal abzweigt, wird der Jesus-Stil-Fahrer mindestens ein zweites Stoßgebet brauchen. Das sehr langsame, technische Fahren im Trial kennt solche Gefahren dagegen nicht. Die Rate schwerer Verletzungen liegt entsprechend niedrig. Vielleicht ist es auch deshalb unter Damen viel beliebter als der restliche motorisierte Zweiradsport. Ganz sicher taugt es deswegen alten Herren so gut.
Alte Herren und ihre Geschwindigkeiten
Mir fällt tatsächlich kein Grund ein, warum alte Herren in so einem Gelände eine Enduro haben wollen könnten statt einen Trialer. Selbst auf den Feldwegen, auf denen selbst ein Auto fahren kann, reicht sie, denn der Topspeed der Honda-Montesa liegt ja auch bei über 80 km/h. Ich habe noch nie einen alten Herren auf einem dieser gigantomanischen Altherren-Tourer wie BMW R 1200 GS oder Honda Croissanttourer gesehen, die auf Feldwegen nennenswert schneller als Jogging-Tempo fuhren, obwohl diese Schiffe alle über 200 km/h schaffen.
Auf Jordis Grundstück liegt die zu erwartende durchschnittliche Geschwindigkeit einer BMW R 1200 GS Adventure mit einem durchschnittlichen alten Herren als Fahrer im Gelände bei rund 0 km/h. So eine Maschine wäre weniger ein Fahrzeug als vielmehr ein schönes Hindernis, an dem die Trial-Jugend eine Sektion trainieren könnte: übers Windschild anfahren, um den abstehenden Zylinder kurven, auf den obenliegenden Koffer springen, dort drehen und zurück.
Natürlich gibt es Einsatzgebiete für Enduros, in denen der Trialer zäh wäre. Australisches Outback queren. Erzberg-Gerade. Alles mit Speed, aber dennoch losem Grund halt. Doch für alte Herren, die gelegentlich durch richtiges Gelände wandern möchten, gibt es in meiner bisherigen Erfahrung nichts Besseres als eine Trial-Maschine. Ich glaube sogar, dass diese Art von Fahrurlaub eine aussichtsreichere Zukunft hat als das Endurofahren. In einem Naturschutzgebiet wird es wahrscheinlich nicht lange geduldet werden, wenn eine im Hang hängende Enduro ebendiesen bis auf die Ebene abträgt und dabei durchs Tal schreit, dass alle Adlereier gerinnen. Senkrecht-Touren auf elektrischen Trialern dagegen sind überall möglich, wo Klettern erlaubt ist und hinterlassen weniger Spuren. Nicht einmal das ewige Thema Akku ist eines, denn viel länger als die zwei, drei Stunden des Akkus halten alte Herren sowieso nicht ohne Pause durch. Ich glaube sogar, dass der erste Hersteller einer el
ektrischen Trial-Maschine für Erwachsene (Electric Motion) das begriffen hat, denn er legt seiner Maschine das Altherren-Zugeständnis schlechthin bei: eine Sitzbank.
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